Im Wirtschaftslehreunterricht ist meist das Thema Unternehmensgründung Bestandteil des Lehrplans. Wenn Schülerinnen und Schüler sich dem Thema annähern und sich Gedanken machen, wie sie ein Unternehmen gründen könnten, finde ich das sehr wertvoll. Unsere Gesellschaft hat meist nur zwei Ideen, was man nach der Schule machen kann: eine Ausbildung oder studieren. Ich möchte die beiden Wege überhaupt nicht abwerten. Jedoch finde ich, dass mehr Bewusstsein dafür geschaffen werden könnte, auch die Unternehmensgründung als gleichwertigen Part mit aufzunehmen. Warum sollten Schülerinnen und Schüler nicht die Möglichkeit erhalten, schon während der Schulzeit sich dahingehend auszuprobieren? Sie haben kaum materiellen Besitz, haben dadurch wenig zu verlieren und auch die Verpflichtungen, wie Familie etc. ist meistens gering. Vielleicht würden sich dann mehr Menschen trauen, ein Unternehmen in der Realität zu gründen.
Alles steht und fällt mit der Geschäftsidee. Das ist der Beginn, unternehmerisch denken zu lernen, sich auf den mutigen Weg zu machen, seiner Leidenschaft zu folgen sowie sich mit den Vor- und auch Nachteilen einer Selbstständigkeit auseinander zu setzen. Ich glaube nicht, dass die Mehrheit auf eine wirklich gute Geschäftsidee kommt, wenn man „einfach mal etwas darüber nachdenkt“. Ich glaube, etwas Anleitung kann nützlich sein, um dahingehend Kreativität zu entwickeln. Hier ist meine Idee dazu, wie ich das Thema im Unterricht angeleitet habe.
Ausgangslage ist die Teilnahme am Wettbewerb „Jugend gründet“. Dazu gibt es etliche Informationen auf deren Webseite. Klicke hier. Weiterhin gibt es dort konkrete und komprimierte Informationen, was eine Geschäftsidee ist. Klicke hier.
Ich habe festgelegt, sich selber als Zielgruppe zu nehmen. Die eigenen Probleme kennt man sicherlich am besten. Anschließend sollen sie 30 Kundenprobleme als innere Stimmen aufschreiben. Warum als innere Stimme? Das sind die Gedanken der Kunden. Sie denken nicht in abstrakten Formulierungen, sondern ganz konkret. Es darf mit der Suche nicht eher aufgehört werden, bis 30 Kundenprobleme vorhanden sind. Sie werden sich sicherlich in ihrer Qualität unterscheiden. Die ersten zehn sind naheliegend, die nächsten zehn sind schwieriger zu finden. Wenn dieser Punkt überwunden ist, sind vermutlich die letzten 10 Probleme die wirklich interessanten und haben vielleicht Potenzial zu einer Geschäftsidee. Anschließend werden die Probleme kategorisiert und positiv umformuliert. Hermann Scherer sagt dazu: „Jedes Problem ist ein noch nicht gegründetes Unternehmen.“ Von daher ist es wichtig zu formulieren, was die Geschäftsidee für ein Problem löst. Danach wählt man die drei für sich empfundenen wichtigsten Kundenprobleme aus. Welche sind die schmerzlichsten, die am dringendsten gelöst werden sollten? Es lohnt sich, weitere Probleme der gleichen Kategorie hinzuzufügen. Dies können Kundenprobleme sein, die bereits gefunden wurden oder noch weitere, die einem dazu einfallen. Zum Abschluss steht die große Frage im Raum: Wie könnte das funktionieren? Das schafft man sicherlich nicht in einer Doppel-Unterrichtsstunde, aber vielleicht ist man der Antwort schon etwas näher gekommen.
Die Übersicht und zwei Beispiele dazu findest du hier:
Ich würde eine Erarbeitung im Team empfehlen, da der Austausch untereinander sehr wertvoll ist. Sich gemeinsam auf Probleme, deren inneren Stimmen und die Auswahl der drei wichtigsten Probleme zu einigen, führt auf jeden Fall zur Auseinandersetzung mit dem Finden einer Geschäftsidee. Man stellt die Zielgruppe in den Fokus und davon ausgehend versucht man deren Probleme zu lösen. Die nächsten Schritte wären herauszufinden, ob die Kunden den Willen haben, das Problem lösen zu wollen und natürlich auch die Solvenz zu überprüfen.
Probiert es aus! Diese Unterrichtsstunde war sehr lebhaft und alle, wirklich alle Schülerinnen und Schüler waren aktiv dabei.
Was haltet ihr von dieser Idee? Ich freue mich auf deine Kommentare.
* = Darf gerne kopiert, verwendet und geteilt werden :-)