Lernprodukte im Unterricht

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Wer lernen will, will verstehen wollen. Und wer verstehen will, darf etwas tun dafür. Darf sich auseinander setzen. Mit sich. Mit anderen Menschen. Mit den Dingen, um die es geht. (Vgl. Andreas Müller: Eigentlich wäre Lernen geil, S. 23)

Für das Verstehen ist es wichtig, dass Ergebnisse und Prozess als zwei wichtige Teile des Lernens gesehen werden und beide Teile Anerkennung finden. (Vgl. Fadel, Bialik, Trilling: Die vier Dimensionen der Bildung, S. 56) Ich habe die Erfahrung gemacht, mit der Erstellung von Lernprodukten kann dies gut gelingen.

Erfahrungsbericht

Dieser Blogbeitrag ist ein Erfahrungsbericht mit der Arbeit von Lernprodukten im Unterricht.

Lernprodukte sind Ergebnisse, die die Lernende selber erschaffen & gestalten. Ergebnisse, die bleiben. Die Art und Weise, wie sie das umsetzen, ist individuell wählbar. Damit die Schülerinnen und Schüler Ideen erhalten, was so ein Lernprodukt alles sein kann, nutze ich die Müller Karten oder auch die LernTriqueta Karten von H.D. Hirth. Dort erhalten sie viele Ideen zu den unterschiedlichsten analogen und digitalen Methoden, wie man Lernprodukte erstellen kann. Zusätzlich gebe ich immer noch einen kleinen Input zur Visualisierung, um bei einigen den Glaubenssatz: „Ich kann nicht zeichnen.“ ins Wanken zu bringen.

Transparenz und Akzeptanz

Die Lernprodukte fließen mit in die Gesamtnote ein. Ich lege genau fest, zu wie viel Prozent. In der Regel liegt das zwischen 5 und 15% der Gesamtnote. Die Schülerinnen und Schüler wissen zu Beginn des Halbjahres, wie viele Lernprodukte sie zu welchen Themen erstellen dürfen und wie sich am Ende des Halbjahres ihre Gesamtnote ergibt. Damit erhöhe ich die Transparenz und die Akzeptanz für die Endnote.

Das Lernprodukt steht immer am Ende einer Unterrichtseinheit, ist aber auch an eine weitere Aufgabe gebunden. Beispielsweise sollen sie anhand des Lernproduktes ihren Mitschülerinnen und Mitschülern den fachlichen Inhalt erklären oder das Lernprodukt dient als Grundlage für das anstehende Fachgespräch mit mir. Meine Erfahrung zeigt, dass die Lernprodukte besser werden, wenn danach noch etwas passiert. Wenn das Lernprodukt einen Sinn erhält, der über die von mir vorgegebene Abgabepflicht hinausgeht. Es ist auch hilfreich, wenn sie mehr als ein Lernprodukt erstellen. Oder nach der Reflexion des Lernproduktes ihres nochmal verändern können. Damit werden die Lernprodukte für sie selber immer sinnvoller.

Wenn das Lernprodukt in Einzelarbeit erschafft werden soll, liegt der Schwerpunkt darin, sich mit den Themen vertieft auseinander zu setzen, seine eigene Struktur und Gestaltung der Inhalte zu finden. Wenn die Lernprodukte gemeinschaftlich kreiert werden, kommen noch die Komponente des miteinander austauschen und des sich auf gewisse Umsetzungen einigen hinzu. Auf jeden Fall kann ich beobachten, dass die Lernenden sich mit den Inhalten auseinander setzen und sich über einen längeren Zeitraum damit beschäftigen. Damit wird ein nachhaltigeres Lernen begünstigt.

Umfrage bei Schülerinnen und Schüler

Ich habe eine Umfrage bei meinen Schülerinnen und Schülern durchgeführt, wie sie die Arbeit mit Lernprodukten finden. Diese Umfrage geben einige Meinungen wieder, ist aber sicherlich keine repräsentative Umfrage. Hier kannst du einige Rückmeldungen lesen:

Auf der positiven Seite steht:

  • Man setzt sich tiefer/besser mit dem Thema auseinander (ggf. nicht verstandenes fällt auf und man kann es klären). Man versteht das Thema dadurch besser.
  • Gute Vorbereitung für Klausur, da schon alles zusammengefasst ist (auch wenn Thema in höherer Klasse noch einmal dran kommt)
  • Ich finde das gar nicht schlecht, meiner Meinung nach könnte man das öfter machen, denn es hilft einen dabei sich besser auf Klausuren vorzubereiten und strukturierter zu arbeiten.
  • Es hat sehr viel Spaß gemacht und man konnte sehr viel besser sich dadurch alles merken.
  • Man beschäftigt sich intensiv mit den Themen, weil man sich beschränken muss.
  • Beim Erstellen des Lernproduktes beschäftigt man sich automatisch mit dem Lernstoff, ohne groß darüber nachzudenken. Durch ausgedachte  Pfeile , Bilder oder Zeichnungen bzw. allein durch die Mitschrift prägt man sich das Ganze viel schneller ein.

Auf der negativen Seite steht:

  • Sehr zeitintensiv in der Vorbereitung (gerade in der Klausurphase oder wenn man dies für mehrere Fächer tun muss)
  • Die Arbeit finde ich gut. Nur sind sie manchmal zu zeitaufwendig, dafür dass man das auch anders schneller lernen kann.

Die positiven Rückmeldungen überwiegen. Jedoch wird der Zeitaufwand, der das Erstellen eines Lernproduktes benötigt, bei den meisten als negativ empfunden. Insbesondere wenn die traditionellen Klausuren immer noch parallel stattfinden.

Erkenntnisse

Neben vielen gelungenen Lernprodukten, gibt es auch welche, die zeigen, dass man sich nicht wirklich mit der Gestaltung und dem Thema vertiefend auseinander gesetzt hat. Lernprodukte an sich sind kein Garant, dass die Schülerinnen und Schüler nachhaltig lernen, aber sie fördern es. Durch die Gestaltung des Projektes oder der Unterrichtseinheit zu einem Thema, gibt es die Möglichkeit, dass die Lernenden sich auf unterschiedlichste Weise mit den Inhalten auseinandersetzen.

Beispielsweise sieht ein Projekt im Wirtschaftslehreunterricht so aus, dass die Lernenden anhand einer Lernsituation mit einem komplexeren Problem konfrontiert werden. Anhand digitaler Arbeitsblätter mit Erklärvideos nähern sie sich dem Thema an. In Gruppen- und Plenumsgesprächen sowie in unterschiedlichen Aufgaben und Kurzpräsentationen erarbeiten sie sich eine Lösung des Problems. Im Lernprodukt stellen sie dann ihre Erkenntnisse, die Inhalte sowie ihre Lösung dar.

Durch die individuelle Gestaltung können sie beweisen, was genau und wie sie es verstanden haben. Jedes Lernprodukt ist individuell. Wenn man die Methoden und Medien offen lässt, wie sie das Lernprodukt erstellen wollen, findet kein Abschreiben mehr statt. Zumindest nicht in dem Sinne, dass blind, ohne darüber nachzudenken abgeschrieben wird. Sie erschaffen selbstständig etwas und lernen dabei, Inhalte zu visualisieren.

Ich zeige dir vier gelungene Lernprodukte:

Kaufmannseigenschaften erklärt von Glen Haelen
Lernplakat von Tanja
Plakat von Nuray
Unterschrift Anne

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