Die erste Unterrichtsstunde als Tutorin

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Die erste Unterrichtsstunde als Tutorin beginnt. In den ersten Minuten spüre ich die Nervosität im Klassenraum. Ich kenne niemanden. Einige Schülerinnen und Schüler kennen sich, viele sehen sich jetzt zum ersten Mal. Nervöse Blicke wandern im Raum herum. Ich stehe im Fokus. Ein Moment, den ich jedes Jahr erneut genieße und der gleichzeitig sehr aufregend für mich ist.

Ich möchte ihnen soviel erzählen, wie wir arbeiten, welche spannenden Themen und Projekte auf sie zukommen und dass wir uns immer wieder über ihren Lernprozess unterhalten werden. Dass ich mich für sie einsetze, wenn es Probleme geben sollte. Dass ich sie in ihrem Lernen begleiten möchte. Und noch vieles mehr.

Jedoch wäre das in der ersten Stunde ein Information-Overload. Nach fünf Minuten würden mir nur noch sehr wenige zuhören. Schritt für Schritt im Laufe der kommenden Wochen reicht es aus, meine Botschaften loszuwerden und sie unsere Arbeitsweise erleben zu lassen. In der ersten Stunde sollen die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit bekommen, sich untereinander und mich etwas kennen zu lernen. Ich möchte sie willkommen heißen. Mein Ziel ist: Wertschätzung. Wertschätzung. Wertschätzung.

Hier kannst du einen Vorschlag lesen, wie das meiner Meinung nach gelingen kann:

Nach einer kurzen Begrüßung starte ich mit Soziometrie. Bewegung und ins Gespräch kommen ist meines Erachtens eine gute Möglichkeit, um die Nervosität abzubauen und ein erstes Interagieren innerhalb der Gruppe anzustoßen. Ich stelle zum Beispiel folgende Fragen:

  • Wer ist zu Fuß zur Schule gegangen? Wer ist mit dem Bus gefahren? Wer ist mit dem Auto gefahren? Wer ist mit dem Fahrrad gekommen? Wer mit dem Motorrad? Jede Kategorie erhält einen Platz im Raum. Dort ordnen sich die jeweiligen Lernenden zu, in dem sie sich dorthin bewegen.
  • Welcher Heimatort ist von der Schule am weitesten entfernt, welcher ist sehr nah? – Die Schülerinnen und Schüler sollen eine Schlange bilden, in der sie sich von „nah bis fern“ aufstellen. (Weitere Fragen können sein. Älteste – jüngste / Anzahl der Geschwister)
  • Was mache ich in meiner Freizeit? Eine Aktivität, die ich sehr gerne mache, wähle ich aus. Ich spreche ein paar Schülerinnen und Schüler an und wenn sie mir z.B. „Fußball“ sagen, lege ich den Treffpunkt Fußball im Raum fest. Je nach Gruppe fangen sie dann an, sich selber zu organisieren.
  • Was für ein Urlaubstyp bist du?
  • Wenn du ein Tier wärst, was für eins wärst du?

Ich agiere als Moderatorin, in dem ich mit ihnen aufgrund ihrer Antworten ins Gespräch komme. Beim Urlaubstyp und den Tieren macht es besonders viel Spaß.

Anschließend stellen sich die Schülerinnen und Schüler anhand von drei Hashtags vor. Ich beginne, mich vorzustellen, indem ich eine Karte mit meinem Namen und drei Hashtags an ein Seil hänge. Die Lernenden schreiben ebenfalls eine Karte und hängen Sie nacheinander an das Seil. Die Vorstellung mit 3 Hashtags kenne ich von verschiedene Barcamps. Es ist eine schnelle Variante und meistens erhält man andere Informationen als Alter und Wohnort, die man bei einer „normalen“ Vorstellungsrunde von sich Preis gibt. Jeder steht zwar kurz im Fokus, aber durch die Karte, das Seil und die Wäscheklammern starren nicht alle auf den Menschen, sondern der Fokus verteilt sich etwas.

Damit hat jeder einzelne uns wieder ein kleines bisschen mehr von sich verraten. Wenn es sich ergibt, frage ich nach. Manchmal entsteht ein lockeres Gespräch.

Dann bekommt jeder ein leeres DINA4 Blatt, auf dem er einen ganzen Schuhabdruck und einen halben zeichnet. Der halbe Abdruck steht für die nächsten Wochen, der ganze Schuh steht für die drei Jahre Oberstufe. Dort sollen sie ihre kühnsten Hoffnungen und Wünsche für die kommenden Wochen und für die gesamte Oberstufe aufschreiben.

Während sie schreiben, lege ich drei Fußabdrücke in die Mitte.

Damit lade ich sie ein, drei Hoffnungen und Wünsche mit uns zu teilen. Zu jedem Schritt nennen sie uns das, was sie sagen möchten. Am Ende stehe ich und heiße sie mit einem Händedruck willkommen. Ich spreche sie mit Namen an (Den ich hoffentlich bis zum Ende der Stunde von allen kenne!) und überreiche jedem Einzelnen ein Starterkit für die Oberstufe.

Das Eis ist gebrochen und die Nervosität im Klassenraum verschwunden.

Wie gestaltest du die erste Unterrichtsstunde? Welche Tipps kannst du uns geben. Ich freue mich auf deine Kommentare dazu.

Unterschrift Anne

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